Gutes Tun und berühren lassen

29. Juni 2016

Ich bin alles andere als patriotisch und der 1. August ist für mich fast ein Tag wie jeder andere auch, doch ich konnte nicht widerstehen, das Abzeichen zu kaufen.

Für alle Nichtschweizer: der 1. August ist der Schweizer Nationalfeiertag und jedes Jahr wird eine kleine Plakette verkauft, dessen Erlös für kulturelle und soziale Zwecke verwendet wird.

Ich lief durch die Stadt und sah einen Mann von Hinten im Rollstuhl sitzen und einen Karton halten. Ich konnte nicht sehen, was auf dem Karton stand. Ich lief weiter, doch meine innere Stimme meinte, es wäre eine schöne Gelegenheit, etwas Gutes zu tun und grosszügig zu sein. So blieb ich stehen, kramte so viel Kleingeld zusammen wie noch nie, steckte es in meine Hosentasche, damit ich es griffbereit habe und lief zurück.

Jetzt sah ich, dass dieser ältere Mann gar nicht für sich bettelte sondern 1. August-Abzeichen verkaufte.

Mist! Ich wollte doch was Gutes tun und nichts kaufen, dachte ich.

Doch dann nahm ich all die Menschen wahr, die an diesem Mann vorbei liefen, ohne ihn oder seine Abzeichen zu beachten und so entschloss ich, dass es eine gute Tat sei, ihm so ein Abzeichen abzukaufen.

Als ich ihm das Geld überreichte, fiel mir plötzlich ein, wie ich als Kind in den Sommerferien stundenlang vor dem Einkaufszentrum stand und auch solche Abzeichen verkaufte.

Ich sagte zu dem Mann, dass ich als Kind auch solche Abzeichen verkauft hätte und so kamen wir ins Gespräch und es entstand eine wunderschöne Atmosphäre, der Mann strahlte und war sichtlich erfreut, sich mit mir zu unterhalten. Und plötzlich erfüllte mich eine unbeschreibliche Dankbarkeit für diese wunderschöne Begegnung und ich spürte, wie sich mein Herz öffnete, wie ich mich öffnete. Ich war tief berührt und etwas stolz auf mich, dass ich es gewagt habe, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich bin nämlich Fremden gegenüber sehr zurückhaltend.

Kurz darauf sass ich im Bahnhof auf einer Bank und wartete auf den Zug, da setzte sich ein junger Mann neben mich und schaute mich an. Ich schaute zurück und wich seinem Blick nicht aus. Daraufhin sagte er Hallo und ich "hallote" zurück.

Wieder ein Moment voller Offenheit und ich staunte richtig über mich, denn ich ging nochmals einen Schritt weiter. Ich habe mich bis anhin nie getraut, jemand Fremden so lange in die Augen zu blicken und zu grüssen, ich bin schüchtern und darum Blicken immer ausgewichen.

Später traf ich mich mit einer Freundin, haben Kaffee getrunken und Eis gegessen und sie hat die gesamte Rechnung bezahlt.

Ich bin dankbar für die Fülle in meinem Leben, für die wunderbaren und wertvollen Begegnungen, die das Herz berühren. Es sind diese kleinen Momente in meinem Leben, die es für mich lebenswert machen.

Wann oder wie berührt das Leben dich? Merkst du auch, dass wenn du gibst und dein Herz offen ist, du auch wieder bekommst? Wofür bist du in deinem Leben dankbar? 

HerzLichtGrüsse

Monia ॐ